Warum das Freizeithaus in Buxtehude auf der Verliererseite steht

Der Sanierungsbedarf ist offensichtlich im Freizeithaus Buxtehude - Foto: SJR
Der Sanierungsbedarf ist offensichtlich im Freizeithaus Buxtehude - Foto: SJR

(Tageblatt) Kinder und Jugendliche mit Behinderung können an vielen Angeboten nur schwer oder gar nicht teilnehmen. Dass sich das ändern muss, da sind sich alle einig. Trotzdem wird allzu schnell nichts passieren.

 

Kinder, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, müssen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Treppe hochgetragen werden. Das ist im Freizeithaus schon passiert. So darf es nicht bleiben. Das ist in Politik und Verwaltung unstrittig. Und doch wird es im Freizeithaus so schnell keine großen baulichen Veränderungen geben. Denn auf der Prioritätenliste der wesentlichen Bauvorhaben der Stadt, die der Rat kürzlich beschlossen hat, steht das Freizeithaus ganz hinten. Alle Beteiligten stehen nun vor einem Dilemma.

 

BBG/FWG und FDP forderten Aufzug für das Freizeithaus Buxtehude

In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses wurde viel diskutiert und nachgedacht, wie sich die Situation im Freizeithaus verbessern könnte. Den Anstoß gegeben hatten zwei Anträge. BBG/FWG und FDP, die damals noch eine Gruppe gebildet hatten, hatten bereits 2021 einen Antrag auf einen barrierefreien Zugang für das Freizeithaus gestellt - der durch Hin- und Herverweisen zwischen Bau- und Jugendhilfeausschuss erst jetzt beraten wurde. Nach einer Begehung des Freizeithauses stieg auch die CDU in das Thema ein: Neben Barrierefreiheit wird in dem Antrag auch eine Sanierung der Sanitärräume gefordert. Die seien in einem schlechten Zustand, sagte CDU-Ratsherr Niels Kohlhaase in der Sitzung: „Einige Kinder und Jugendliche ekeln sich davor, sie zu benutzen.“

Da der CDU-Antrag weitergeht, zog die BBG/FWG ihren Antrag zurück. Katharina Mewes von der Wählergemeinschaft betonte aber noch einmal die Notwendigkeit von Barrierefreiheit im Freizeithaus. Schließlich finde auch die Ferienbetreuung der Grundschulen dort statt.

 

1939/1940 als Hitlerjugend-Heim errichtet

Aber was tun? Die Priorisierung der Bauvorhaben ist beschlossene Sache - sollte man die Liste nun noch einmal anfassen? Ein deutliches Nein kam von Nick Freudenthal (SPD). Er fügte noch hinzu, die Politik habe sich eigentlich darauf verständigt, nun keine Anträge mehr zu den großen Bauvorhaben zu stellen. Die Sanitärräume könne man ja gesondert betrachten. Niels Kohlhaase konnte die Kritik an dem Antrag und der Diskussion nicht nachvollziehen.

„Wir diskutieren doch auch über eine Malerschule, die nicht auf der Prioritätenliste steht“, sagte er. Und bevor man das Freizeithaus für Bauarbeiten schließe, ergänzte Ulrich Felgentreu (Grüne) noch, brauche man ja ein Konzept, wo die Angebote für Kinder und Jugendliche dann stattfinden.

Was bedeutet Barrierefreiheit für das Freizeithaus, 1939/1940 als Hitlerjugend-Heim errichtet, konkret? Ist es zum Beispiel überhaupt möglich - wie von BBG/FWG, FDP und CDU vorgeschlagen - einen Aufzug außen am Gebäude nachzurüsten? Diese und weitere Fragen soll die Verwaltung nun klären. Auf diesen Prüfauftrag einigte sich der Ausschuss. Viel mehr lässt sich aktuell angesichts der Priorisierung nicht machen. Immerhin: Die Sanitärräume im Freizeithaus am Geschwister-Scholl-Platz sollen jetzt zeitnah saniert werden.

 

www.tageblatt.de Artikel von Ina Frank erschienen am 20. März 2023 - danke für die Veröffentlichungsfreigabe